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Tuesday, October 19, 2010

Und wie hoch ist Ihre Erdös-Zahl?

Der Ungar Paul Erdös (1913-1996) war einer der bedeutendsten Mathematiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Er galt unter Mathematikern schon zu Lebzeiten als eine Legende. Paul Erdös wuchs in Budapest als Sohn jüdischer Eltern auf. Mit vier Jahren konnte er Freunden der Familie im Kopf ausrechnen, wie alt sie gemessen in Sekunden waren. Paul wurde zuhause unterrichtet, da seine beiden Schwestern früh starben und seine Mutter Angst hatte ihn durch eine ansteckende Krankheit zu verlieren. Schon mit 17 Jahren besuchte er die Universität und nach nur vier Jahren erlangte er den Doktortitel in Mathematik. Da der Antisemitismus immer mehr zunahm, ging er im gleichen Jahr nach England.

Erdös' Arbeitsgebiete waren Kombinatorik und Zahlentheorie. Erdös gilt als Begründer der Diskreten Mathematik, die heute grundlegend für die Informatik ist. Erdös war ein ruheloser Geist, der neben USA, England sowie Niederlande auch Israel bereiste und dort von Universität zu Universität zog, um mit Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten. Der polnische Mathematiker Stanislaw Ulam, ein Mitarbeiter des Manhattan Projektes, beschrieb Erdös einmal wie folgt:
He had been a true child prodigy, publishing his first results at the age of eighteen in number theory and in combinatorial analysis. Being Jewish he had to leave Hungary, and as it turned out, this saved his live. In 1941 he was twenty-seven years old, homesick, unhappy, and constantly worried about the fate of his mother who remained in Hungary. ... Erdös is somewhat below medium height, an extremely nervous and agitated person. ... His eyes indicated he was always thinking about mathematics, a process interrupted only by his rather pessimistic statements on world affairs, politics, or human affairs in general, which he viewed darkly. ... His peculiarities are so numerous it is impossible to describe them all. ... Now over sixty, he has more than seven hundred papers to his credit.
Erdös veröffentlichte circa 1.500 Artikel, so viele wie kein anderer Mathematiker. Daraus entstand scherzhaft die Erdös-Zahl. Erdös selbst hat die Erdös-Zahl 0, alle Koautoren, 509 an der Zahl, mit denen Erdös publizierte, haben Erdös-Zahl 1. Autoren, die mit Koautoren von Erdös, aber nicht mit Erdös selber veröffentlicht haben, besitzen Erdös-Zahl 2, usw. Wissenschaftler, die auf diese Weise keine Verbindung zu Erdös herstellen können, haben Erdös-Zahl unendlich. Die Erdös-Zahl der meisten Wissenschaftler ist entweder unendlich oder sehr klein. Der Mittelwert der ungefähr 268.000 Personen mit endlicher Erdös-Zahl liegt bei 4,65.

An der TUHH gibt es drei Wissenschaftler mit Erös-Zahl drei (Gollmann, Rump und Zimmermann) sowie ca. zehn Wissenschaftler mit Erdös-Zahl vier, darunter unser verehrter Uni-Präsident, Prof. Kreuzer. Kollege Mackens fällt nicht diesen Kreis - Angewandte Mathematiker haben oft höhere Erdös-Zahlen.

Die American Mathematical Society (AMS) pflegt eine Webseite, mit deren Hilfe sich Erdös-Zahlen berechnen lassen. Die Erdös-Zahl ist für den einzelnen Mathematiker nicht von Belang. Sie liefert jedoch im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen ein Beispiel für ein Bekanntheitsnetzwerk. Derartige soziale Netzwerke gewinnen speziell im Internet immer stärker an Bedeutung (z.B. facebook). Im Bereich der Schauspielerei gibt es eine analog definierte Zahl, die Bacon-Zahl, die kürzeste Distanz zu Kevin Bacon (geb. 1958).

Wer mehr über Erdös erfahren möchte, dem sei der Dokumentarfilm N Is a Number: A Portrait of Paul Erdős von G.P. Csicsery (1993) empfohlen.

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